Über Wien und Frankfurt zurück nach Bad Mergentheim: Deutschordensschloss feierte Rückkehr des Hochmeister-Triptychons
Am 7. Februar 2025 wurde das Hochmeister-Triptychon aus dem 17. Jahrhundert feierlich der Öffentlichkeit im Deutschordensschloss Mergentheim vorgestellt. Nach über 150 Jahren ist es wieder in der Residenz ausgestellt. Beim Festakt im Roten Salon des Schlosses würdigten Patricia Alberth, Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, und Hochmeister Frank das Kunstwerk als bedeutendes kulturelles Erbe. Zu den Feierlichkeiten konnten nicht nur Landrat und Oberbürgermeister, Hochmeister Frank, die Ehrenritter Professoren Arnold und Salch, der Balleimeister und mehrere Komture, sondern insbesondere auch S.K.H. Wilhelm Herzog von Württemberg, Oberhaupt des Hauses Württemberg, begrüßt werden.
Es gibt Momente, in denen die Geschichte nicht nur auf uns herab, sondern zudem fest in die Zukunft blickt – heute in Form dreier Hochmeister“, meinte Hochmeister Frank in seinem Grußwort. „Drei Männer, die Spuren hinterlassen sowie die Geschichte und den Orden mitgestaltet haben, sind nun in Form ihrer Portraits an den Ort heimgekehrt, an dem zumindest zwei von ihnen lange wirkten und ihre Prägung hinterlassen haben“, reflektierte er in einer Widmung an Karl Joseph von Österreich, Johann Eustach von Westernach und Johann Caspar von Stadion.
Bei der Abendveranstaltung ordnete PD Dr. Astrid Ackermann von der Universität Erfurt in ihrem hochinteressanten Festvortrag „Unterwegs mit Hochmeistern und Rittern – der Deutsche Orden und seine Bilder“ das Triptychon in den historischen Kontext ein. Bildnisse der Hochmeister des Ordens, von Landkomturen und Ordensrittern waren und sind an verschiedenen Deutschordensniederlassungen sowie in Museen oder in Privatbesitz zu finden. Diese Streuung entspricht der Struktur des Ordens mit seinen unterschiedlichen Stützpunkten sowie der Praxis, Kopien oder Nachahmungen für die einzelnen Ordensstandorte anzufordern und Bildnisse als Geschenke zu verwenden, erklärte die Referentin. Mit seinen Porträts habe sich der Orden sowohl nach innen als auch nach außen gezeigt und Präsenz bewiesen.
Die drei Hochmeister – auch der junge Habsburger – tragen schwere Rüstungen. Die Gesichter der beiden äußeren Hochmeister wurden nach älteren Vorbildern gemalt, das Portrait des jungen Habsburger Prinzen in der Mitte erscheint dagegen zeitgenössisch. Karl Joseph von Österreich, dessen Bild in der Mitte zu sehen ist, kam 1662 bereits im jungen Alter von 12 Jahren ins Amt des Hochmeisters, verstarb jedoch bereits zwei Jahre später. Er war der Sohn von Kaiser Ferdinand III. und Marie Leopoldine. Links von ihm ist Johann Eustach von Westernach abgebildet. Er leitete den Orden von 1625 bis 1627. Die rechte Seite zeigt Johann Caspar von Stadion, der von 1627 bis 1641 regierte. Die Verbindung der drei Hochmeister auf einem Kunstwerk ist ungewöhnlich: Denn die Anordnung dokumentiert nicht die Abfolge der Hochmeister. Sie hat einen anderen Sinn. Karl Joseph ist deutlich jünger als Westernach und Stadion – beide waren schon lange vor seiner Geburt gestorben. Csr. Maike Trentin-Meyer, die zuständige Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten, mutmaßt: „Vermutlich ist das Triptychon eine Gedenktafel, die an den frühen Tod des jungen Hochmeisters erinnert und gleichzeitig die beiden nichthabsburgischen Hochmeister würdigt. Denn Westernach und Stadion erwarben sich durch ihre große Treue zum Kaiserhaus besonderen Respekt.“
Das Triptychon fügt sich in die Reihe der Hochmeisterporträts ein, die von Landkomtur Augustin Oswald von Liechtenstein im 17. Jahrhundert für den früheren Kapitelsaal im Mergentheimer Schloss beauftragt wurden. Sein Wappen, ein weißer Flügel auf blauem Grund, ziert die unteren Ecken der beiden äußeren Gemälde. Die Reihe wurde 1659/60 begründet und angefertigt. 1877 schenkte König Karl von Württemberg das Triptychon sowie weitere Gemälde dem Deutschen Orden, der es in Wien verwahrte. Knapp 100 Jahre später gelangten die Porträts in die wiederaufgebaute Kommende des Deutschen Ordens in Frankfurt-Sachsenhausen. 1979 beziehungsweise 1981 kehrten die ersten dieser Gemälde in das Residenzschloss Mergentheim zurück, vor wenigen Wochen nun auch das Triptychon, das gründlich restauriert wurde. Für die Kommende in Frankfurt-Sachsenhausen, die sich nur ungern von dem bedeutenden Objekt trennte, ließen die Staatlichen Schlösser und Gärten eigens eine Reproduktion anfertigen.
Eine besondere Ehrung wurde dem langjährigen Vorsitzenden des Deutschordensmuseumsvereins Bad Mergentheim, Gernot-Uwe Dziallas, zuteil. Im Rahmen des Festakts bekam Dziallas, der rund drei Jahrzehnte dieses Ehrenamt ausübte und sich außerdem als Mitglied des Aufsichtsrates der Museums GmbH für die angemessene Darstellung des Ordens im Museum wirkungsvoll eingesetzt hatte, von Hochmeister Frank das Verdienstkreuz des Deutschen Ordens verliehen.
Im Anschluss an den Festakt hatten die Gäste die Gelegenheit, in der zweiten Museumsetage das Original des Triptychons in Augenschein zu nehmen, bevor ein geselliger Empfang den Festabend abrundete.
Thomas Jünger FamOT
Balleimeister • Deutschherrenmeister