Nachruf auf PD Dr. Friedrich-Wilhelm Saal
Am 17. Mai 2025, dem Tag unserer festlichen Investitur im Lübecker Dom, verstarb nach längerer Krankheit im Alter von 91 Jahren unser langjähriger Confrater Dr. Friedrich-Wilhelm Saal im Altenzentrum Weiße-Ewald-Straße in Dortmund, das er selbst vor langer Zeit initiiert und dessen Erstehung er stets begleitet hatte.
Confrater Dr. Saal wurde am 21. November 1934 in Solingen geboren, wo er auch die Volksschule und in den ersten Jahren das Gymnasium besuchte, gefolgt vom Internat der Spiritaner in Knechtsteden. Dort bestand er 1954 das Abitur. Auf Grund seines Wunsches, Missionar zu werden, begann er bei den Spiritanern das Noviziat, studierte dort Philosophie, um dann – in gutem Einvernehmen mit seinen Ordensoberen – das Noviziat zu beenden und an die Universität Köln zum Studium der Philologie mit den Fächern Latein, Geschichte, Geographie und Theologie zu wechseln, welches Studium er sich durch den frühen Tod seines Vaters weitgehend selbst durch anderweitige Tätigkeit finanzieren musste. Es folgten Studienaufenthalte in Bonn und Freiburg, 1960 das Philosophikum und 1962 das erste Staatsexamen für das höhere Lehramt. Bedingt durch einen mehrjährigen Aufenthalt in Stockholm und verschiedene Tätigkeiten im Volkshochschulbereich – Erwachsenenbildung – legte er nach Abschluss der pädagogischen Ausbildung 1967 in Düsseldorf sein zweites Staatsexamen ab.
Nachdem Confrater Dr. Saal bereits im Jahr 1961 mit einer Dissertation über die Prämonstratenserabtei Knechtsteden im 17. Jahrhundert seine Promotion zum Dr. phil. erreicht hatte, erstellte er seine Habilitation, die er 1985 an der Universität Dortmund abschloss. Ihm wurde die Venia Legendi für „Mittelalterliche und neuere Geschichte Schwerpunkt: Landes- und Kirchengeschichte“ erteilt. Zusätzlich vervollständigte er von 1985 bis 1987 seine theologischen Studien mit dem Diplomexamen.
Seine großen Kenntnisse in mittelalterlicher und neuer Geschichte und Kirchengeschichte erlaubten es ihm, vielfältige Studien und Beiträge zu diesen Themen, insbesondere zu dem Bereich Westfalen und Dortmund, aber auch zu den Prämonstratensern, zu veröffentlichen. Zudem stand er mit dem Leiter des Wiener Ordensarchivs, Pater Bernhard Demel, intensiv in Verbindung, die Deutschordensgeschichte der Ballei Westfalen zu erforschen, wiederum unter besonderer Betrachtung der Kommende Brackel. Colorandi causa sei zu vermerken, dass er nicht nur auf Grund seiner vielfältigen Interessen Mitglied in vielen historischen und kirchlichen Vereinen war, so im Diözesan-Pastoralrat, im Kirchensteuerrat, er war auch Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der NRW-Diözesanräte in der Landesarbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen. Sicherlich eine besondere Ehrung war die Berufung durch den Erzbischof von Paderborn in die Bistumskommission für Kirchliche Zeitgeschichte, die viele Werke zur Geschichte des Erzbistums veröffentlichte, an denen auch Confrater Dr. Saal mitwirken konnte.
Friedhelm Saal war ein sehr gelehrter und vielseitig gebildeter, jedoch immer bescheidener Confrater. Uns Mitgliedern der Komtureien „An Rhein und Ruhr“ und „An Weser und Ems“, die wir im nördlichen Ruhrgebiet wohnten, sind seine Exkursionen in bester Erinnerung, die er vor einigen Jahren mit dem leider schon früher verstorbenen Confrater Pastor Reinhold Otzisk veranstaltete. Neben einer theologischen Einführung und einer kleinen Andacht erfolgte durch Confrater Dr. Saal ein mit Unterlagen versehener Vortrag zu den Zielen, die stets mit unserem Orden verbunden waren, wie etwa die Kommende Dortmund-Brackel, die Kommende Mülheim am Möhnesee, Duisburg mit der ehemaligen Ordenskirche St. Salvator oder Bottrop mit der ehemaligen, leider dem Bergbau und den Kriegen zum Opfer gefallenen Kommende Welheim.
Neben Vorträgen an ausländischen Hochschulen, so in Ungarn, Finnland und Litauen, besuchte Friedhelm Saal gerne auch Verbände, Vereine und interessierte Gruppierungen, um ihnen unseren Deutschen Orden, sein Wirken und seine Bedeutung auch noch heute darzulegen, wobei seine akribisch vorbereiteten, frei vorgetragenen, für die Zuhörer sehr verständlichen, nie langweiligen, vielmehr das Interesse weckenden Vorträge, an denen ich auf seine Bitte hin häufiger teilnehmen durfte, bei den Zuhörern großen Anklang fanden, was sich nicht zuletzt an der regen Beteiligung und den vielen Fragen der Zuhörer zeigte.
Seit unserer gemeinsamen Investitur am 3. Oktober 1998 in Köln haben wir einen freundschaftlichen, sehr persönlichen Kontakt aufgebaut. Von seinem Fleiß und auch seiner Arbeitsdisziplin konnte ich sehr viel erlernen. Auch die Gespräche während unserer gemeinsamen Fahrten zu Ordensveranstaltungen und gegenseitigen Besuche haben mir sehr viel gegeben. Nicht nur bei diesen Gelegenheiten durfte ich erfahren, mit welcher Liebe er mit seiner Familie verbunden war. Die Sorge um seine Familie, insbesondere seine häufig erkrankte Gattin, aber auch seine Kinder Michael und Mechthild mit Familien, war nie Aufgabe, vielmehr Bereicherung seines Lebens. Sehr schön haben seine Kinder dieses in der Todesanzeige seiner kurz nach ihm verstorbenen Gattin, mit der er seit 1963 verheiratet war, in dem Satz „Wir sind so lange gegangen, durch Glück und auch durch Leid, was wir auch immer angefangen, wir waren stets zu zweit“ niedergelegt. Hierin und aus seinem tiefen Glauben schöpfte er sicherlich Ruhe und Kraft für all die Anmutungen seines Lebens. Confrater Dr. Saal und seine Gattin haben die letzten Jahre im Pflegeheim verbringen müssen, da schwere Erkrankungen und ein folgenschwerer häuslicher Unfall das Verbleiben in ihrem geschmackvoll eingerichteten, gastfreundlichen Haus im Botdingweg in Dortmund verunmöglichten.
Leider ist hierdurch auch der lebendige Kontakt zur Komturei sehr eingeschränkt gewesen, so dass Confrater Dr. Hans Joachim Grembowietz aus München, der ebenfalls mit uns seinerzeit investiert worden war, und ich letztlich die einzigen Kontakte zu Orden und Freunden, auch aus seiner Kölner Verbindung AV Alsatia, in die er 1958 eingetreten war, bildeten.
Lieber Friedhelm, wir sind Dir und Deiner lieben Gattin Irmhild dankbar, dass wir Eure Freunde sein durften, und werden Euch nicht vergessen.
Lebet in Gottes Herrlichkeit!
Ulrich C. F. Schütz FamOT